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Bilder 2015
Dr. Caroline Privou & Dr. Petra Zimmermann,
das weltklasse Tanzpaar wird uns mit zwei Showeinlagen verzaubern.
Deutsche Meisterinnen im Standardtanzen, 2005-2014. Gewinnerinnen der Gay Games 2006 in Chicago, 2010 in Köln und 2014 in Cleveland. Gewinnerinnen der Out Games 2006 in Montreal, 2009 in Kopenhagen und 2013 in Antwerpen. Blackpoolsiegerinnen 2012-2014
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Sie führt beim Tango
Der erste Tübinger Frauenball bezauberte mit Ambiente und Stil
Frauen können führen. So anmutig und harmonisch, wie Frauenpaare sich am Samstag in den „Museum“-Sälen im Jive, Foxtrott oder Cha-Cha-Cha über das Parkett bewegten,
wurden Männer gar nicht vermisst. Noch wagen sich gleichgeschlechtliche Paare kaum auf hetero-dominierte Tanzböden. Aber sie tanzen doch genau so gern – und deshalb sind Frauenbälle Gelegenheiten, zu denen sie auch weite Anfahrten in Kauf nehmen. Bisher sind diese Gelegenheiten selten. In der näheren Umgebung, berichten die Frauen, gibt es nur in Esslingen zwei Lokale, wo gelegentlich Frauenexklusiv getanzt werden kann.
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Zum ersten Tübinger Frauenball kamen sie aus Karlsruhe und Saarbrücken, aus Nürnberg, Ulm und der Schweiz. Bei 140 Teilnehmerinnen atmeten die vier Tübinger Organisatorinnen auf: Sie würden also nicht auf den Unkosten sitzen bleiben. Und dass sie das richtige Ambiente gewählt hatten, bekamen sie von allen Seiten versichert: Kristall-Lüster und vergoldeter Stuck, einmal dieselbe Atmosphäre genießen wie das tanzende Establishment, das hob das Selbstgefühl und die Stimmung. „Wenn man in ein gewisses Alter kommt, geht man eben nicht mehr so gern in die Disco“, sagte die Schweizerin Karin Gehrer, die heute als Bildungsforscherin in Bamberg lebt. Einst gründete sie beim Walensee das erste Frauenhotel und bot dort auch Standard-Tanzkurse an. Von ihr kann man erfahren, dass es doch einen Unterschied gibt zwischen dem Homo- und dem Hetero-Tanzen: Bei den gleichgeschlechtlichen (Tanz-)Paaren liegt die Führungsrolle nicht von vornherein fest; sie wechselt manchmal von Tanz zu Tanz oder sogar während eines Tanzes. „Equality Dancing“ ist heute auch eine Turnierdisziplin. Mit dem Showtanzpaar Claudia Reger und Nadine Dlouhy aus Köln stellten sich zwei Welt- und Nationalmeisterinnen im „gleichheitlichen Tanzen“ vor. Zumindest in ihrem ersten Show-Block mit langsamem Walzer, Slowfox, Tango und Quickstep zeigten sie allerdings in der Kleidung eine eindeutige Rollen-Zuordnung: weiß-roter Frack beziehungsweise Rüschenvolant über fließenden langen Hosen, die Frauen-Paare beim Tanz offenbar dem Rock vorziehen. Ihr spritziger Auftritt inspirierte: Gleich war die Tanzfläche nochmal so voll, und die Frauen zeigten einander mit Lust, wie sie Schritte und Figuren beherrschen. Aber wo lernen Frauen-Paare tanzen? Nur in wenigen Städten gibt es bisher Frauen-Tanzschulen, eher schon Kurse, wie sie auch Nika Schwab, eine der Ball-Initiatorinnen, zwei Mal jährlich im Tübinger Frauenprojektehaus anbietet. Etwa ein Viertel ihrer Klientel sind Hetero-Frauen, die „einen Tanzmuffel zu Hause haben“. Ulrike H. aus Ostfildern und ihre Partnerin haben vor einigen Jahren den argentinischen Tango als Lieblingstanz entdeckt. Sie nahmen in Stuttgart bei einer Tango-Lehrerin Privatunterricht. Ausgerechnet Tango, bei dem der Führungspart ein bisschen den Macho spielen darf? „Nicht, wenn eine Frau führt!“ sagt H. lachend. Ein jüngeres Ballbesucherinnen-Paar aus Karlsruhe wagte sich zum Lernen in eine Tanzschule unter Hetero-Paare. Und war angenehm überrascht, dass „keiner blöd guckte“. Den Ballbesuch in Tübingen verbanden die beiden Frauen mit einem Wochenend-Urlaub in der Stadt, die ihnen beim Bummeln sehr gefiel. Anders als die geschützten Tanzkurse sind allgemeine Tanzveranstaltungen für Frauen-Paare noch immer eine unwägbare Sache. Eine Tübinger Klinik-Oberärztin wünschte sich, dass es auf dem Medizinerball ganz normal wäre, wenn zwei Frauenmiteinander tanzten. „Heute gehört noch sehr viel Mut dazu.“ ULRIKE PFEIL (Schwäbisches Tagblatt, Montag, 31.5.2010)
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